Reisebericht 30
AM KAP SAO VICENTE - DAS ENDE DER WELT UMPADDELT!
Eine Überraschung erwartet uns in Lagos. Der Bürgermeister kommt mit 6 Journalisten, TV SIC national und begrüßt uns als die exotischsten Besucher Portugals zur Fußball Euro 2004. Er überreicht uns ein Gastgeschenk. Werden auch von ihm zum Mittag- und Abendessen eingeladen. Eine willkommene Abwechslung zu unserem Spagetti mit Thunfisch.
Starten am nächsten Tag von Lagos nach vor Sonnenaufgang Richtung Sarges. Der Wind ist in den frühen Morgenstunden meist nicht stark. Haben aber schon etwas Schwell, der in den folgenden Stunden immer mehr wird. Somit wird auch die Brandung höher, die an die Felsküste rauscht und von dieser zurückgeworfen wird. Können uns deshalb nicht so nahe an der Küste halten. Zu Mittag beginnt der portugiesische Norder zu pfeifen. Wo wir am Mittelmeer bei ablandigem Wind fast spiegelglattes Wasser hatten, so ist es hier am Atlantik genau umgekehrt. Denn der ablandige Wind fegt gegen den Schwell und die Wellen bauen sich immer mehr auf. Ideal für die Wellenreiter, die hier an der Süd- und Westküste Portugals die besten Möglichkeiten vorfinden. Für uns dagegen eine Katastrophe, wenn wir sehen, mit welcher Gewalt die Brecher gegen die Küsten rauschen. Sind ständig am Kämpfen, damit uns der Norder nicht aufs offene Meer raus bläst. Zu nahe an die Küste können wir auch nicht ran, sonst erwischen uns die Brandungswellen. Haben echt Angst und wir fragen uns wie wir das Kap Sao Vicente und die Westküste überhaupt schaffen wollen.
Nach 7 Stunden und 27 uns endlos scheinenden Kilometern finden wir doch noch einen etwas geschützten Sandstrand. Komme noch ganz gut raus aber Franziska wird von einem Brecher überrollt, der das ganze Boot füllt! Die Nervenanspannung der 7 Stunden am Meer heute entlädt sich bei Franziska in einem Weinkrampf!
Wir sprechen am Abend über die Gefühle die wir heute draußen am Meer hatten. Mich belastet die Verantwortung, die ich für uns beide trage. Meine Sorgen haben sich noch vergrößert nach einem Gespräch mit Stefan, dem Chef einer Wellenreiter-Schule in Burgau. Er erzählt mir, dass wir an der Westküste noch größeren Schwell- und Brandungswellen ausgesetzt sein werden. Er fragt sich auch, wie wir das meistern wollen. Ist dies das Ende, sollen wir das Kap Sao Vicente und die Westküste bis Lissabon auslassen?
Bis Lissabon sind es noch 260 km und nur ein größerer Hafen in Sines dazwischen. Ansonsten alles Steilküste mit wenigen Stränden! Franziska will auch nicht aufgeben, wir haben nun schon so viel geschafft es wäre so schade, dieses Stück auszulassen! Schlafen beide nicht so gut, die Gedanken kreisen um das was auf uns zukommt.
Ein wunderschöner Sternenhimmel über uns und Sternschnuppen fallen. Auch dies wird uns fehlen, wenn wir wieder zu Hause sind.
Wachen um 6.00 Uhr auf - Enza, unsere Ente, neben uns ist aufgeregt. Entdecken beim Aufstehen einen Fuchs, der sich bis auf 20 Meter angepirscht hat und hinter einem Steinhaufen lauerte. Natürlich hoffte er auf einen günstigen Augenblick, um unsere Ente zu schnappen.
Schaffen es leicht, in den Hafen von Sagres zu kommen. Der Wetterbericht für den nächsten Tag schaut günstig aus. Starten um 5.30 Uhr morgens, doch am Ponta de Sagres, noch 6 km vor dem Kap, müssen wir abbrechen. Nicht zu schaffen heute - zu hoher Schwell und heftige Kreuzsee. Werden hin und hergeworfen wie in einer Waschmaschine. Am nächsten Tag der zweite Versuch, haben etwas bessere Bedingungen und kommen zum Kap Sao Vicente. Können ganz nahe ranpaddeln.
Beeindruckend ragen die 42 m hohen Felswände neben uns auf! Oben thront der Leuchtturm, der das stärkste Licht Europas hat, wie man uns erzählt. Dann sind wir rum ums Kap und jubeln beide: Wir haben an unserem 1.505 Tag das Ende der Welt umpaddelt!
Gut, dass wir Paul hatten: Er machte vom Kap herunter ein paar Bilder - super! DANKE Paul, denn mit meiner Digi hab ich auch Bilder gemacht doch leider habe ich den Chip im einem Internetcafé wahrscheinlich zerstört, so dass alle Bilder weg waren!!!!
Schaffen 30km und erreichen eine etwas geschützte Betonrampe für Fischerboote. Ziehen unsere Faltboote hoch und kochen Spagetti - die haben wir uns heute reichlich verdient!
Am nächsten Tag kämpfen wir 15 km gegen den Wind und erreichen nach 5 Stunden Arrifana. Auch dort haben die Fischer eine Rampe, um die Boote ins Wasser zu bringen. Sie kommen gleich angelaufen und helfen uns, die Faltboote rauszuziehen. Man hat uns schon erwartet, denn sie sahen uns vor einer Woche im Fernsehen und Zeitung. Müssen gleich mit hochkommen in das neugebaute Fischerhaus. Die Tafel ist schon gedeckt und wir essen mit 12 Fischern zusammen, natürlich besten und frischen Fisch!
Nach dem Essen beugen sich 12 Köpfe über unsere Landkarte und wir bekommen einige wertvolle Tips. Wer, wenn nicht die Fischer soll sich an der Küste auskennen. Am Abend sind dann auch die Fischer im Fussballfieber wie jeder Portugiese zur Zeit! Am nächsten Morgen fahre ich mit einem Fischer raus, die Netze einzuholen. Die sind gut gefüllt mit den unterschiedlichsten Sorten an Fisch.
Die nächsten Tage ist Schlechtwetter angesagt - also Zeit zu schreiben und Reparaturen auszuführen, Bei einer etwas härteren Landung vor einigen Tagen sind zwei Hölzer des Faltbootgerüsts gebrochen. Hatte sie nur notdürftig repariert und kann dies nun anständig richten. Franziska hilft den Fischern beim Kochen und macht den Abwasch. Die Fischer wollen sie gar nicht mehr gehen lassen. Aber wo ich in der Türkei schon die Kamele abgelehnt habe, wieso sollte ich sie nun gegen Fisch eintauschen? Aus dem Geschäft wird nicht, liebe Fischer!!
Die Westküste Portugals mit der Steilküste wirkt unheimlich, die Felsformationen sind bizarr, manchmal ragen sie so spitz wir Nägel aus dem Meer. Sie scheinen unbezwingbare Wächter des Landes zu sein. Haben großen Respekt vor dieser Natur und wir werden sehen wie es uns weiterhin ergehen wird. Sind nun in Lissabon und bereiten hier unsere Pressekonferenz vor und warten noch auf einige Pakete von unseren Sponsoren, denn neues Material ist von Nöten!