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 Wrack im Gudalauir Delta
Wrack im Gudalauir Delta.

Reisebericht 29
4 JAHRE NACH UNSEREM START

4 Jahre nach unserem Start am 01.05.2000 in Ulm auf der Donau erreichen wir den Grenzfluss Guadiana zwischen Spanien und Portugal am Atlantik! In Chipiona schwärmt John, ein Kanandier, wie schon viele Segler vor ihm von der Idylle des Flusses. Doch ein Tiefdruckgebiet hielt uns einige Tage im Hafen von Chipiona fest. Wir nützen die Zeit, um die Faltboote komplett zu zerlegen, sauber zu machen und so manche Abschürfungen an der Bootshaut auszubessern. Als wir gerade so an unseren Booten werkeln, hören wir einen Hilfeschrei. Wir lassen alles stehen und liegen und rennen den Steg entlang zu der Stelle, von der die Hilfeschreie kommen. Ein Deutscher mit seinem Segler "VIVIAN" aus Duisburg war gerade beim Anlegen. Seine Frau wollte mit zwei Leinen in der Hand auf den Steg springen und verschätzt sich. Als wir hinkamen, hing die Frau bis zur Schulter im Wasser und das Boot kam immer näher auf sie zu. Sie konnte sich selber nicht aus ihrer Lage befreien denn sie hatte sich in den Seilen verheddert. Wir hielten erst das Boot auf damit sie nicht zerquetscht wird. Dann befreite ich sie von den Leinen, die um den Hals und Schulter geschlungen waren. Wir hoben sie aus dem Wasser raus und halfen das Boot fest zu machen. Der Mann hat anscheinend gar nicht mitbekommen, wie gefährlich das Ganze war oder er wollte es sich nicht eingestehen, auf alles Fälle sind wir wieder zurück zu unseren Booten, nach dem er ein "komische Meldung" geschoben hat!
Nach einigen Tagen des Wartens versuchten wir weiterzukommen. Die ersten zwei Stunden hatten wir nur leichten Gegenwind, der aber immer stärker wurde. Schafften es, bis zu den Bojen zu kommen bei der Einfahrt für die Schiffe in den Fluss Gudalquir nach Sevilla. Nun hatten wir die Strömung vom Fluss auch noch gegen uns. Nach 3,5 Stunden sahen wir ein, dass wir es heute nicht schaffen die Bucht zu kreuzen. Lassen uns mit Wind und Wellen in den Hafen zurücktreiben und erreichen ihn eine halbe Stunde später. Erst 3 Tage später war das Tief durch und wir paddelten über die Bucht, vorbei an einem seit Jahren auf einer Sandbank aufgelaufenen Frachter.

 


 Tagesbeginn am Fluß Guardiana
Tagesbeginn am Fluß Guardiana.

Nun lagen 70 km Nationalpark vor uns - und ewiger Sandstrand. Machten uns schon Tage vorher klar, dort einige Schwierigkeiten zu bekommen. Als wir dann am Abend an dem Strand anlandeten, fuhr gerade ein Touristenbus an uns vorbei. Also wenn sogar Busse hier den Strand lang fahren, wird man doch wegen zwei Faltbooten nichts sagen. Falsch gedacht! Es dämmert schon, wir liegen gerade im Zelt und sind froh aus dem Wind zu sein, da hält ein Polizeijeep an. Das erste, was man uns deutlich macht, ist sofort von hier zu verschwinden. Zeigen ihnen unsere spanischen Zeitungen und machen sie darauf aufmerksam, dass wir Niedrigwasser haben. Das Meer ist also 40 Meter von uns weg und kommt erst in den frühen Morgenstunden wieder. Ratlosigkeit macht sich breit, nachdem den Polizisten das Gewicht der Boote bewusst geworden ist. Der Chef wird angerufen und erscheint 20 min. später in Begleitung. Er hört sich alles in Ruhe an und erlaubt uns, die Nacht hier zu bleiben. Am nächsten Abend 20 km weiter kommt es zu den gleichen Schwierigkeiten und das nervt. Wenn man gegen Wind und Wellen kämpft, das Raus und Anlanden bei den Brandungswellen gar nicht mitgerechnet und sich Abends erschöpft ins Zelt legt, kommt die Polizei daher. Soll keiner glauben, dass dies alles so einfach ist. Nach zwei Nächten im Nationalpark haben wir dies Gebiet endlich hinter uns gebracht.
Vom Punta Umbra aus erwischen wir mal wieder einen genialen Tag für uns, an dem alles passt. Der Atlantik liegt einigermassen ruhig da. Haben leichten Rückenwind und die Wellen schieben uns vorwärts. Erreichen nach 7 Stunden den Hafen Isola Christina. Machen dort um 18.00 Uhr kurz Halt, um Brot zu kaufen und paddeln einen Kanal entlang bis zum Grenzfluss Guardina. Finden aber an beiden Seiten nur Morast und paddeln bis 23.00 Uhr den Fluss hoch, bis zu einer großen Brücke. Dort ist befestigtes Ufer und ein Platz fürs Zelt. Knapp 50 km gepaddelt ein sehr guter Tag, aber man weiss es und spürt es auch am ganzen Körper. Lassen uns tags darauf mit der Atlantikströmung den Fluss raufschieben und schon bald ist von dem Lärm der Stadt nichts mehr zu hören. Natur pur! Nur ganz vereinzelt stehen meist verlassene Häuschen auf den Hügeln. Einige aber sind schön restauriert, und an so einem legen wir am Nachmittag an. Es gehört einem englischen Ehepaar, und wir erfahren von Steve, dass vor 2 Jahren am Fluss eine Versteigerung stattfand. Einige dieser Häuser sind an Engländer, Deutsche und Holländer verkauft worden. Für Steve ganz praktisch, denn seine Yacht liegt gleich vor der Haustür im Fluss vor Anker. In seinem Garten wachsen Orangen, Feigen und jegliche Art von Gemüse. Dürfen uns nehmen, was wir wollen und gerade die Orangen sind überreif und zuckersüß. Am nächsten Tag erreichen wir das Dörfchen Pomarao; man sieht an den verfallenen Verladerampen für große Schiffe, dass hier Bergbau betrieben wurde. Weiter den Fluss hoch wird es an den Rändern immer felsiger - oft erinnert uns diese Flusslandschaft an den Donaudurchbruch.
Kurz vor uns steckt ein Segler fest, bekommt aber sein Boot wieder frei und sitzt nach der nächsten Kurve schon wieder fest. Vor der Ortschaft Mertola gibt der Holländer entnervt auf, ist doch zu gefährlich mit seinem Segler. Wir sehen an diesem Tag die ersten Flussschildkröten und bekommen von einem alten 78-jährigen Fischer 4 Fische geschenkt. Der Fluss biegt nun nach links ab und ist jetzt rein Portugiesisch. Diese 10 Tage am Fluss sind wie Urlaub für uns, die reinste Erholung. Es geht dann wieder weiter am Atlantik. Die Portugiesen erzählen uns, dass sie schon lange nicht mehr so ein schlechtes Wetter hatten im Mai. Unser Zelt und die Schlafsäcke sind morgens immer ganz klamm. Kommen nicht so schnell voran, der Atlantik hat es in sich.


Geburtstagsfeier von Heiko
Geburtstagsfeier von Heiko
unterwegs mit Heiko, Dieter und Arife
unterwegs mit Heiko, Dieter und Arife
Feiern mit Sergio
Feiern mit Sergio


 Erreichen den noch nicht fertig gebauten Hafen Olhao. Stellen unser Zelt auf einem Schwimmsteg auf und lernen hier viele Segler kennen. Holländer, Belgier, Engländer, Schweden, Franzosen, Iren, Deutsche und Norweger, hier trifft sich alles. Der Portugiese Sergio veranstaltet jedes Wochenende eine kostenlose Grillparty für alle. Jeder bringt was zu Essen mit und es geht bis in die frühen Morgenstunden hinein. Da der Hafen offen ist, kann jeder rein und wir bekommen mit, dass laufend Dinge gestohlen werden. Mal ein Ding von einem Segler, Fahrräder und Motoren von den kleinen portugiesischen Fischerbooten.

So beschliessen die Segler, nachts auf Wache zu gehen und aufzupassen. Ein Engländer der sich als Held aufführt, läuft nachts mit Messer und Signalpistole rum und pöbelt die Portugiesen an. Sein Problem ist, dass er immer volltrunken ist. Drei Nächte später wird er von einigen portugiesischen Jugendlichen zusammengeschlagen und liegt nun mit einigen Rippenbrüchen im Krankenhaus! Die Polizei kommt nun öfter in den Hafen und wir hoffen, dass die Diebstähle bald aufhören. Wollen so bald wie möglich weiter Richtung Lissabon. Dazwischen liegt aber noch das berüchtigte Kap San Vinzente, man nennt es auch "das Ende der Welt". Lernen hier Arife, eine Deutschtürkin, und Dieter auf ihrem Segler Emely kennen und sind oft bei ihnen. Wir haben eine tolle Gemeinschaft miteinander, da Arife sich zu Jesus bekehrt hat, lesen viel gemeinsam in der Bibel und beten füreinander. Es tut gut, auch andere Christen auf dem Weg zu treffen.