Reisebericht 22
VON BEAULIEU NACH PORT ST.LOUISE DE RHONE FRANKREICH
Hallo, liebe Freunde,
Unser letzter Bericht war von Monaco und das ist nun schon wieder einige Monate her. Vieles ist geschehen und hier folgt nun eine Zusammenfassung von Höhen und Tiefen, die wir so durchmachen. Danke, dass ihr uns treu seid und uns weiter hin begleitet.
Nach 4 Luxustagen der Entspannung in Monaco geht es weiter nach Beaulieu. Man nennt die Gegend auch Petit Afrika, denn hinter dem Hafen und der schönen Stadt ragen rings rum Berge in die Höhe und deshalb herrscht hier auch ein anderes Klima.
Wir übernachten auf dem Motorboot Akka, das Michael gehört, der ehemaliger Commander des englischen Flugzeugträgers Eagle war. Ja, dass merkt man ihm auch heute noch an und sein englischer Humor ist wirklich einmalig. Verbringen wunderbare Tage in Beaulieu, und Franziskas Schwester Andrea und ihr Freund Hans-Peter kommen uns aus Liechtenstein besuchen.
Die Côte d’ Azur ist traumhaft schön mit ihrer abwechslungsreichen Gegend von Felsküste und Sandstränden.
Nach Nice am Cap Antibes überrascht uns schlechtes Wetter, kein Strand in der Nähe, an dem wir raus könnten. Dazu stehen hier nur lauter Top-Villen, manche davon mit eigenem kleinen Hafen. Das kann ja nur Probleme geben, wenn wir uns in einen dieser Häfen flüchten, aber was bleibt uns übrig.
Trauen uns nach dem Anlegen erst gar nicht auf die super Villa zuzugehen, um zu fragen ob wir für die Nacht hierbleiben können, es ist auch niemand weit und breit zu sehen. Kochen uns was zu essen und eine Stunde später kommt ein Mann zu uns und wir versuchen ihm zu erklären was wir tun. Er sieht selbst, dass es unmöglich ist für uns heute noch weiter zu paddeln. Seine Frau kommt auch dazu und sie spricht etwas Deutsch, wir erfahren dass sie hier auf das Anwesen aufpassen. Diese traumhafte Villa gehört einem Großindustriellen aus Nürnberg, ganz aus der Nähe unseres Heimatortes. Wir sind zum Abendessen eingeladen und es gibt Fleischfondue.
Das Phantomschloss von Antibes!
Neben dem Anwesen stand die Phantomvilla von Antibes, die in Frankreich einiges Aufsehen erregt hat. Am nächsten Morgen laufe ich über das Trümmerfeld, wo am 23.10.02 die 140 Mio. Franc Villa von Pellerins gestanden hat. Hier stand erst ein 250 Quadratmeter grosses Häuschen einer amerikanischen Witwe, das sie 1987 für 7,7 Mio. Franc an Cristian Pelerin (Erbauer der Hochhaustürme in Pariser Defense-Viertel) verkaufte.
Dieser Pelerin bekam vom Bürgermeister eine Umbaugenehmigung für immerhin 80 zusätzliche Quadratmeter. Doch er kümmert sich einen Dreck darum und aus der 80 genehmigten werden 2650 Quadratmeter!!! Die größte Baugenehmigungsüberschreitung in ganz Frankreich. Ein Monstrum von Anwesen, so groß, dass er einfach den Leuchtturm versetzen liess, damit er weiter signalisieren konnte. Pyramidisch waren auch die unterirdischen Räumlichkeiten – ein marmorner Luxusbunker im Fels, mit modernsten Sicherheitsanlagen und einem elektronischen Wachraum voller Monitore. Gerüchte schwirrten. Von Präsident François Mitterand war die Rede, ja war dieses Luxusschloss Zuflucht für einen neuzeitlichen Pharao?
Als Mitterand 1996 starb, veruteilte man einige Jahre später Pellerin zum Abriss seiner Villa.
Ich wende mich kopfschüttelnd ab von dem mit 10 000 Tonnen Bauschutt aufgefüllten Gelände und steige wieder über den vor sich dahinrostenden Stacheldrahtzaun. Ja, manche bekommen einfach nicht genug!!
Paddeln ums Cap Antibes rum und halten dann direkt auf die Insel Saint Marguerite und erreichen sie zwei Stunden später. Eine noch kleinere Insel Saint Honorat liegt gleich dahinter, wo wir am alten Kloster vorbeipaddeln. Auf der anderen Seite der Insel gibt es einen kleinen Hafen: Port des Moines. in diesen kommt man nur mit kleinen Booten rein und um 22.00 Uhr müssen die Boote ihn wieder verlassen. So teilen wir uns die Insel mit den 19 verbliebenen Mönchen des Klosters, das wir am nächsten Tag besichtigen.
Cannes liegt uns gegenüber, doch der Lärm der Stadt dringt nicht bis zu uns, wir geniessen die Ruhe.
Bei günstigem Wind halten wir auf la Galere zu, der Hafen und die Häuser ringsrum sind im Stil des Künstlers Hundertwasser erbaut und sieht interessant aus.
An der Küste danach erwarten uns rote Sandsteinfelsen und glasklares Wasser. Die Tage sind noch sehr kühl, aber man merkt, dass der Sommer im Anmarsch ist.
Lassen am Pointe des Sardinause die 3 km entfernte Stadt St.Tropez rechts von uns liegen und kreuzen die Bucht bis zum Cap St.Tropez. Man kann sich nicht alles ansehen, obwohl man immer wieder Leute trifft die dann meinen „Ach was dass habt ihr nicht gesehen, dass hättet ihr euch aber unbedingt ansehen sollen“ – es nervt!!
Treffen immer wieder auf außergewöhnliche Leute und werden auch in solche Häuser eingelanden, wie in der Nähe von Cap Camerat, wo wir im Hause von Mister Gilmore (Pink Floyd) eingeladen waren. Dort erfährt man auch die ungewöhnlichsten Geschichten und dies macht wohl einen Teil des Reizes unserer Reise aus.
Haben immer wieder einige sehr gute Tage, wo wir bis zu 30 km weit kommen. Sehr ansprechend war die Gegend nach dem Cap de l’Esterel in der Baie de Niel.
Da wir einen Termin mit dem Schweizer Fernsehen SF2 in Cassis hatten, mussten wir ganz schön Gas geben, um rechtzeitig dort zu sein. So erreichten wir Cassis am 24.03.03 zwei Tage bevor SF2 kam. Wir nützten die Tage um unsere Sachen zu waschen, denn das meiste ist verkrustet vom Salzwasser.
Am 26.3.03 kommt gleich am Morgen das Fernsehen France 3 und macht einen Bericht über uns und als die noch am Drehen sind kommt das Schweizer Team und dreht gleich mit. Erst als France 3 fertig war konnten wir Michael, Pete und Martin begrüssen. Die zwei Tage die wir mit den dreien verbrachten waren für uns eine sehr schöne Erfahrung. Kein schnell, schnell und hektischer Stress, wie es oft bei anderen TV Teams ist, sondern ein angenehmes und professionelles Arbeiten, wobei die Calangue nach Cassis eine tolle Kulisse abgaben.
Nach Cassis sitzen wir einige Tage im Calangue de Morgiou wegen Schlechtwetter fest. Treffen dort Paul, einen Schweizer, der sich seit 25 Jahren hierher zurückgezogen hat. Mit ihm gehen wir an einem der besseren Tage um 5.00 Uhr morgens raus zum Fischen. Ein 2 kg grosser Thunfisch ist unser Mittagessen. Thunfisch schmeckt auch roh sehr lecker. Lernen hier auch zwei ganz liebe Deutsche kennen: Heinz und Gisela. Heinzm einer der bedeutesten mathematischen Physiker auf der Welt, hat hier Zeit und Ruhe zum Klettern und nachzuhirnen. Gehen hier auch oft wandern und sehen uns die Stadt Marseille an, wo man von der hoch oben gelegenen Kirche Notre Dame einen super Rundblick hat.
Wieder in unseren Faltbooten zurück, kreuzen wir vom Cap Croisette aus den Golf von Marseille über die Insel Pomeaues und kommen nach 31 km in La Redonne an. Am Anfang des Golf de Fos gehts wieder an riessigen Industrieanlagen vorbei, bis wir einen ganz kleinen Fischerhafen entdecken. In den Wäldern ringsrum finden wir massenhaft wilden Spargel und ernähren uns einige Tage davon. Erschrecken auch gewaltig als wir beim Spargelsuchen einem Wildschwein begegnen. Ist ja nicht das erstemal aber auch hier gilt „nichts wie weg“!!
Eigentlich hätten wir hier einige ruhige Tage verbracht, ohne Anstrengung, und doch gerade hier meldet sich meine Bandscheibe wieder – mit denselben Symptomen wie vor einem Jahr.
Kreuzen den Golf de Fos, segeln an grossen Tankern vorüber, die im Golf ankern und darauf warten, be- oder entladen zu werden. Mittem im Golf bekommen wir schlechtes Wetter, werden ganz schön gebeutelt vom Wind und hohem Wellen und haben große Schwierigkeiten, das flache Mündungsgebiet des Rhônedeltas auszumachen.
Schaffen es in die Bucht von Fos rein und sind nach Stunden in Sicherheit und segeln weiter bis in den Port Saint-Louis du Rhône. Das war wiedermal ein echt heftiger Tag und der Hafenmeister nimmt und gastfreundlich auf, wir dürfen kostenlos duschen. Lernen hier auch Willi und Heidi aus Hamburg kennen, die uns und wir sie in Herz schliessen. Sie laden uns zu einem grandiosen Abendessen ein: mit Austern, Garnelen, Muscheln usw. Einfach ein Traum. Am Tag darauf machen sie einen Ausflug mit uns ins Landesinnere nach Arles, les Baux und St. Remy.