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Budapest
Budapest.

Reisebericht 02
16.06.2000 45. Tag bei km 1632 UNGARN
Hallo Leute, wir sind nun den 45. Tag unterwegs und haben bereits 353 km hinter uns.
Durch Deutschland und Österreich ging es ohne viele Probleme, und bis Wien haben wir genau 30 Schleusen passiert. Schade, dass die Donau so verbaut ist. Vor allem möchten wir mal unseren Protest aussprechen, dass zwischen Straubing und Vilshofen eine Staustufe gebaut werden soll. Dieser Abschnitt ist noch einigermaßen naturbelassen und die Donau fließt noch. Staustufen haben in der heutigen Zeit keine Berechtigung mehr. Sie haben in der Vergangenheit das gesamte Gewässersystem zerstört und werden auch in Zukunft den Charakter eines Flussgewässers negative beeinflussen. Flora und Fauna werden vernichtet und führen zum Verlust des Freizeit- und Erholungswertes.
Anstatt einer fließenden Donau gibt es nur noch eine stehende Flussleiche, eine Wasserwüste. Zum Glück setzt sich der Deutsche Kanuverband dafür ein, dass uns die Donau erhalten bleibt (Donau 2000).
Am 34. Tag sind wir in die Slowakei gekommen. Am Zoll gab es keine Probleme, die waren echt nett - nach einem kurzen Blick in unsere Boote gab es den Stempel. Bei km 1855 kamen wir an die Staustufe Cunovo. Nach langem Suchen (Tafeln oder Hinweisschilder gibt es dort nicht mehr) fanden wir die Bootsrutsche, doch leider ging sie nicht. Für uns heißt es, die je 140 kg schweren Boote auszuladen, auf den Bootswagen zu geben, und bis zur Einsatzstelle zu fahren. Wir brauchten etwa 2 Stunden dafür.
Dann hatten wir zwei Möglichkeiten weiterzufahren, entweder auf der alten Donau oder auf dem Kanal. Wir bevorzugten die alte Donau, denn der Kanal ist ein Bauwerk, das man als menschen- und naturverachtend bezeichnen kann.
Das aus der Stalinzeit stammende Staustufenprojekt Gabcikovo bedeutet die Zerstörung der Auenlandschaft und des Ökosystems.Von Dunakiliti bis Gabcikovo wurden auf 17 km Länge zwei 18 m hohe Dämme aufgeschüttet, 150 Millionen Kubikmeter Aushubmaterial wegtransportiert und 4600 Hektar Auwald und Wiesen fielen den Bulldozern zum Opfer. Der gigantomanische Kanal, der zwischen 280 und 670 Metern breit ist, wurde zum größten Teil mit Lehm, Schotter und Asphaltbeton abgedichtet.
Der Kanal zerschneidet Grundwasservorkommen, lässt Bäume vertrocknen und Brunnen versiegen. Viele Gebäude im Einzugsgebiet bekommen Risse und neigen sich. Dass diese Schäden jemals wieder gutgemacht, die Dämme eingeebnet und die Staustufe beseitigt werden sind leider nur Wunschträume ohne jede Aussicht auf Erfolg. Dieses Bauwerk ist der größte von Menschenhand geschaffene Kanal, größer als der Suez- oder der Panamakanal. Bei uns leider nicht so bekannt, deshalb musste das mal gesagt werden!!! Von wegen schöne blaue Donau!!!
Aufgrund dieser Tatsache entschieden wir uns für die alte Donau, die ca. 50 km völlig natürlich dahinfließt, und weit und breit trifft man keinen Menschen, sieht keine Ortschaft, nur das Zwitschern der Vögel und das Schlagen unserer Paddel war zu hören. Nach 20 km vernahmen wir ein lautes Rauschen. Vor uns teilte sich die Donau, rechts geht es zu einem riesigen Wehr und links ... ? Keine Ahnung! Auf unserer Karte ist nichts eingezeichnet, man hörte eben nur das laute Rauschen. In der Mitte liegt eine Insel. Dem Rauschen auf der Spur fuhren wir sehr vorsichtig am linken Ufer entlang. Erst einige Meter davor sehen wir einen riesigen Steinwall von der Insel durchgehend bis zum linken Flussufer. Das Wasser rauscht nur so runter. Hätten wir das Tosen nicht gehört, es hätte ganz schön schlecht für uns ausgesehen. Eine Ausschilderung gab es nicht, der Sog hätte den 5 m langen Steinwall schräg runter gezogen. Also hier ging es auf keinen Fall weiter, so mussten wir zur Flussmitte, zurück zu dieser Insel. Wir fanden schließlich bei der Schleuse eine Durchfahrtsmöglichkeit, leider auch hier wieder defekt. Das hieß also zum zweiten mal am gleichen Tag, die Boote herumzutragen. Wieder gingen mehr als 2 Stunden drauf, von der Anstrengung ganz zu schweigen. Bei Szod endet die Donau als Grenzfluss zwischen der Slowakei und Ungarn, nun hatten wir nicht mehr weit bis Budapest.
Da wir in den letzten 3 Wochen nur noch schönes Wetter hatten, bei 30° - 34°, kamen abends die Stechmücken (fränkisch: Schnacken - Kärntnerisch: Gelsen) vermehrt vor. Manche von ihnen sind echte Profis, die beim Anflug sofort zustechen und einen aussaugen, ehe man es mitbekommt. Es wird zur reinen Lust sie zu töten. Da fiel uns auch eine Verbesserung für Isomattenhersteller ein. Eine Seite der Isomatte sollte aus einer Art Schmirgelpapier bestehen, damit man seinen wundgestochenen Körper am Abend daran schaben kann. Wäre doch ´ne gute Idee, beginnt man nämlich mal mit dem Kratzen kann man gar nicht mehr aufhören. Rainer muss sich dann immer zur Verfügung stellen und ich sage ihm wie und wo er am besten die nächsten 2 Stunden kratzen kann! Ein vezweifelter Versuch, den ganzen Körper mit Asche einzureiben hat dann echt geklappt, Asche mögen diese Biester gar nicht. Der Nachteil ist leider, dass man stinkt!





is jetzt haben wir, Gott sei Dank, nur freundliche Menschen getroffen. Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns geholfen haben, z.B. die Neu-Ulmer Wasserwacht, Schleusenwärter, Yacht- und Motorclubs, die uns sogar ihre Clubhäuser zur Verfügung gestellt haben, alle die uns eingeladen haben und für uns Zeit hatten, Herr Graf.
In Ungarn durften wir auf einer privaten Insel bei einer ganz netten Familie übernachten, die uns bei der Abfahrt am nächsten Morgen sogar noch mit frischem Brot und Kornspitzen versorgt haben.
Unser Tagesablauf sieht allgemein folgendermaßen aus: Morgens um ca. 6:00 Uhr stehen wir mit den Vögeln auf (meistens fängt der Morgengesang schon um 4:30 Uhr an), dann gibt es ein ausreichendes Frühstück mit Kaffee oder Tee, Brot, Wurst, Zwiebeln, Gurken, Sardinen usw.
Anschließend wird alles zusammengepackt, verstaut und gesichert. Um 10:00 Uhr geht’s los mit paddeln. Für alle Umweltfreaks - wir haben immer eine Mülltüte dabei, nur Kompost wird der Natur überlassen, und natürlich unsere eigenen ... (für alle die es interessiert, wir machens wie die Inder - wenn du nicht weißt wie, dann frag mal einen!).
Wenn wir an schönen Kiesbänken vorbeikommen machen wir Pause und gehen baden, bei großer Hitze springen wir auch mal direkt von den Booten aus ins kühle Naß. Das dient nicht nur der Abkühlung, sondern hat auch einen Trainingseffekt - wie komme ich aus dem Wasser wieder direkt ins Boot. Mittlerweile hat jeder von uns seine eigene Technik entwickelt.
Ab 17:00 Uhr halten wir Ausschau nach einem schönen und geeigneten Plätzchen. Wegen den großen Frachtern und Ausflugsschiffen können wir unsere Boote nicht im Wasser lassen, da es zu große Wellen gibt. Meistens schlafen wir auf Inseln und können die Boote gut aus dem Wasser ziehen. Das Zelt wird aufgebaut, alles für die Nacht vorbereitet und dann gibt es noch das Abendessen, oft irgendwas mit Nudeln oder Reis. Einmal haben wir auch eine sehr schöne Kiesbank gefunden, auf der wir gezeltet haben.
Um 2:00 Uhr bekamen wir dann aber Besuch - die Donau war angestiegen und das Wasser hob unsere Isomatten hoch. Unser Top-Hilleberg-Zelt hat aber dicht gehalten, im Innenzelt war kein Wasser. Wir sind dann aufgestanden und haben das Zelt 3 m nach hinten verlegt. Nach einer Stunde konnten wir uns wieder schlafen legen!
Das schöne an unserer Tour ist, dass wir nie wissen, was der nächste Tag bringt, wo wir am Abend schlafen werden, welchen Menschen wir begegnen. Uns geht es echt gut - körperlich sind wir fit, das Paddeln ist zu einer lieben Gewohnheit geworden, Muskelkater gibt es schon lange nicht mehr. Und die Schwielen an den Händen werden nun auch nicht mehr größer.
Also wir werden in ca. 4 Wochen wieder berichten, bis dahin
God bless You